Wie geht´s weiter mit Ibuprofen?
Es ist mal wieder an der Zeit, mich persönlich zu äußern. Ibuprofen ist in die Kritik geraten, weil dieser Wirkstoff anscheinend nicht so sicher ist, wie man gedacht hat. Neu veröffentlichte Studien legen den Schluss nahe, dass dieses Arzneimittel das Risiko für Herz-/Kreislaufschäden und Herzstillstand erhöht. Ähnliches ist seit längerem auch schon über den Wirkstoff Diclofenac bekannt, weshalb bei diesem eine zurückhaltende Anwendung insbesondere bei älteren Patienten angeraten ist. Ibuprofen soll den Studien nach darüber hinaus Auslöser für weit verbreitete Magen-/Darmkrankheiten sein.
Ibuprofen gehört zu den beliebtesten Präparaten in der Selbstmedikation von Schmerzen und Fieber. Es ist als Monopräparat und als Kombinationspräparat gegen Erkältungsbeschwerden erhältlich. Es wirkt schmerzstillend, fiebersenkend und antientzündlich. Doch wie lautet nun die Konsequenz aus diesen neu veröffentlichten Studien? Sollte man jetzt generell lieber von Ibuprofen abraten? Wie risikoreich ist Ibuprofen tatsächlich? Die Studien geben zumindest Anlass, ernsthaft über die weit verbreitete Anwendung nachzudenken.
Man sollte Ibuprofen jetzt zunächst sicher nicht generell verteufeln. Denn eines ist klar, es gibt eine Vielzahl von Fällen, in denen eine schnelle Schmerzstillung wünschenswert und erforderlich ist. Auch Entzündungen müssen behandelt werden und hohes Fieber kann lebensbedrohlich werden.
Wie auch bei vielen anderen Arzneimitteln, haben wir in diesen Situationen die unerwünschten Wirkungen gegen die Risiken der unbehandelten Erkrankung abzuwägen. Doch in der Selbstmedikation werden Schmerzmittel im Allgemeinen viel zu häufig und viel zu lange eingesetzt. Auch bei weniger „bedrohlichen“ Erkrankungen und Gesundheitsbeschwerden. Sogar vorbeugend im Sportbereich. Weil Patienten sich sicher fühlen und viel zu wenig über die möglichen Risiken nachdenken. Ein Trugschluss, wie man sieht. Denn selbst nach Jahrzehnten der Anwendung gibt es immer wieder neue Erkenntnisse auch zu altbewährten Mitteln, die sie in einem neuen Licht erscheinen lassen, was in Einzelfällen bereits zur Marktrücknahme betroffener Präparate geführt hat. Und auch die bereits bekannten Nebenwirkungen sollten nicht außer Acht gelassen werden. So kann der Einsatz von Schmerzmitteln beim Ausdauersport beispielsweise zu schweren Nierenschäden führen.
Es gibt Alternativen. Leichtere Kopfschmerzen können mit Minzölen gelindert werden. Gegen verschiedene Entzündungen helfen Enzympräparate. Und viele schmerzhafte Alltagsbeschwerden haben ihre Ursache in mangelnder Bewegung, schlechter Körperhaltung sowie muskulären Verspannungen, die mit manuellen Therapien wie Physiotherapie oder Osteopathie behandelt werden können. Vorbeugend helfen regelmäßig Gymnastik und Krafttraining. Das Problem ist jedoch meiner Meinung nach das Geld. Bei Preisen von durchschnittlich gerade einmal 4€ für 20 Tabletten Ibuprofen á 400mg, ist die Entscheidung für viele klar. Naturpräparate und Behandlungen beim Therapeuten sind ungleich teurer. Hinzu kommt, die Tabletteneinnahme ist auch noch bequemer, als selbst aktiv zu werden.
Wie es weiter geht mit Ibuprofen? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Die aktuelle Studienlage bedarf aus meiner Sicht einer schnellstmöglichen kritischen Bewertung um Heilberuflern und Patienten mehr Sicherheit im Umgang mit Ibuprofen zu verschaffen. Meine Empfehlung lautet, so selten und wenig wie möglich und nur, wenn absolut nötig.
Alles Liebe und bleibt sportgesund!
Euer Apotheker Andreas Binninger