Locabiosol ® ist weg vom Markt
Jetzt ist es „amtlich“, ab sofort gibt es Locabiosol ® nicht mehr in Apotheken zu kaufen. Die Zulassung wurde EU-weit widerrufen. Hintergrund sind sehr seltene, aber schwerwiegende unerwünschte Wirkungen. Erwähnt werden allergische und lebensbedrohliche anaphylaktische Reaktionen, die in ganz wenigen Fällen auch zum Tod geführt haben.
Was bei mir mal wieder Kopfschütteln verursacht, ist die Begründung für den Widerruf. Es heißt u.a.: „Der Nachweis über den Nutzen ist zudem begrenzt.“
Dieses Präparat haben wir Jahrzehnte in der Apotheke verkauft. Während der Erkältungswelle in den vergangenen Wochen, wurde es bei uns häufig ärztlich empfohlen. Und wären diese schweren unerwünschten Wirkungen nicht gehäuft aufgetaucht, wäre es wohl vorerst weiter im Markt geblieben. Denn nur aufgrund der erhöhten Meldezahlen, hat sich die Europäische Arzneimittelagentur mit den verfügbaren Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten des Wirkstoffes Fusafungin auseinander gesetzt und kam zu dem Schluss, dass Nutzen und Wirkung die Risiken nicht überwiegen.
Es gibt einige Medikamente, die in seltenen Fällen schwere Nebenwirkungen verursachen können. Sie sind nur deshalb im Markt, weil man die Chance, dass einem Patienten geholfen wird, als sehr viel größer einschätzt, als das Risiko, das der Patient mit der Einnahme trägt.
Wir Heilberufler, Apotheker und Ärzte, sind bei unseren Empfehlungen und Verschreibungen auf die Verlässlichkeit der uns vorliegenden Informationen angewiesen. Wir möchten unseren Patienten helfen, gesund zu werden und zu bleiben. Jetzt zu lesen, dass der Beleg für den Nutzen von Fusafungin in allen zugelassenen Indikationen nach Schlussfolgerung des PRAC (EMA-Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz) gering und klinisch nicht relevant sei, erschüttert mich. Denn vielen alternativmedizinischen Methoden und Arzneimitteln wird häufig vorgeworfen, dass ihr Nutzen und ihre Wirkung nicht ausreichend belegt seien. Es wird Zeit, dass wir neue Wege finden.
Alles Liebe und bleibt sportgesund!
Euer Andreas Binninger