#Sporterziehung – #Mobbing unter Kindern
Ein kürzlich erschienener Artikel der Welt stimmt mich aktuell sehr nachdenklich. Laut der Veröffentlichung britischer Forscher, fördert Mobbing unter Kindern die spätere Entstehung von Depressionen. Auch andere Erkrankungen in höheren Lebensjahren, scheinen hiervon begünstigt zu werden.
(Den Artikel der Welt könnt Ihr hier nachlesen)
Mobbing hat es immer schon gegeben. Besonders erschreckend finde ich mit Blick auf die möglichen Spätfolgen jedoch, wie sehr es an Umfang und Schärfe zugenommen hat. Mobbing läuft heute vielfach über soziale Netzwerke oder Gruppen-Chats, wie in WhatsApp zum Beispiel. Verborgen vor Eltern und Lehrern, was deren frühzeitiges Eingreifen erschwert. Denn oftmals wenden sich die betroffenen Kinder nicht von selbst oder erst sehr spät an ihre Vertrauenspersonen.
Allein den sozialen Medien oder modernen Kommunikationsmitteln die Schuld zu geben, wäre jedoch zu simpel. Sie machen es den „Tätern“ lediglich einfacher, ihre Opfer in der Öffentlichkeit und vor größerem Publikum bloß zu stellen. Nein, dass Mobbing uns zunehmend beschäftigt, hat auch mit den Veränderungen unserer erwachsenen Gesellschaft zu tun. Der mangelnde Respekt vieler Menschen voreinander, ist allgegenwärtig. Angefangen vom fehlenden Bitte und Danke, über einfache Dinge wie das Aufhalten einer Türe, das Anbieten eines Sitzplatzes, bis hin zum Telefonieren mit dem Mobiltelefon, während man sich bedienen lässt, zeigt sich, dass unsere Gesellschaft einen großen erzieherischen Nachholbedarf hat. Was wollen wir von unseren Kindern bei solchen erwachsenen Vorbildern erwarten?
Sport im richtigen Maß ist nicht nur gesund, Sport hat auch einen hohen erzieherischen Wert. Sport begünstigt soziale Kontakte, beim Sport werden Freundschaften geschlossen, die Teamfähigkeit wird gefördert und es wird zu Disziplin und Selbstdisziplin erzogen. Durch persönliche sportliche Erfolge, den Spaß an Spiel und Bewegung und das positive bewusste Erleben des eigenen Körpers, werden Kinder selbstbewusster. Kinder, die in ihrer motorischen Entwicklung ihren Altersgenossen hinterherhinken, profitieren im Zusammenhang mit Mobbing gleich zweifach von sportlicher Förderung. Nicht nur wegen der gestärkten Persönlichkeit, sondern auch weil sportliche Defizite immer wieder unter Kindern Anlass für Häme, Spott, Ausgrenzung und damit Mobbing geben.
Doch wichtig für einen positiven psychosozialen Effekt des Sports bei Kindern, ist nach meiner Meinung das korrekte, vorbildhafte Verhalten von Eltern, Trainern und Betreuern.
Große sportliche Erfolge, sind nur in wenigen Fällen allein durch hartes Training zu erzielen. Talent und Neigung eines Kindes, sind nicht zu unterschätzende Parameter. Immer wieder erlebe ich andere Eltern, die aus falschem persönlichen Ehrgeiz heraus ihre Sprösslinge beschimpfen oder unter Druck setzen, wenn sie nicht die von den Eltern gehegten Erwartungen erfüllen. Kinder mit starker eigener Persönlichkeit, mögen das wegstecken. Auch wenn es erzieherisch voll daneben ist. Doch gerade für die Kinder, die wir aufbauen sollten, ist das völlig kontraproduktiv. Trainer und Betreuer, setzen Kinder ebenfalls manchmal zu sehr unter Druck, wie ich finde, wenn sie mit ihren Schützlingen Erfolge zeigen wollen. Vielen ist das leider wahrscheinlich einfach gar nicht bewusst, was sie damit anrichten können. Im ungünstigsten Fall, unterstützen sie damit zusätzlich noch die Ausgrenzung einzelner, schwächerer Kinder in einem Team oder Verein.
Außerdem hat die Wahl der richtigen Sportart meiner Meinung nach ebenfalls großen Einfluss auf den erzieherischen Wert für ein Kind. Es macht für mich einfach keinen Sinn, ein Kind mit wenig Ballgefühl zu einer Ballsportart zu zwingen. Genauso wie sich ein Kind, das keinen Spaß am Laufen hat, nicht in der Leichtathletik wohl fühlen wird. Wer sein Kind sportlich fördern und ihm etwas Gutes tun möchte, sollte ihm deshalb die Möglichkeit geben, verschiedene Sportarten auszuprobieren, um die richtige für sich herauszufinden. Die meisten Sportarten bieten Probetrainings oder Schnupperkurse an.
In einer Sportart, die ihm wirklich Spaß macht und in der sich ein Kind wohl fühlt, wird es viel eher persönliche Erfolge erlangen und zu einer gesunden, selbstbewussten Persönlichkeit heranreifen, die sich im Kreise anderer behaupten kann. Dabei finde ich es zudem äußerst wichtig, dass sportlicher Erfolg nicht ständig nur am Platz auf dem Treppchen bemessen wird. Kinder haben heute schon so viel Druck und Stress durch die Schule, dass wir sie nicht zusätzlich noch einem Freizeitstress durch zu hohen Leistungsdruck im Sport aussetzen sollten. Ehrgeiz und fairer Konkurrenzkampf sind okay, aber bitte wohldosiert. Denn schon allein das Erlernen eines Sports und etwas Tolles zu können, gibt vielen Kindern ungemein Selbstbestätigung.
Einen Gang zurückzunehmen und nicht ständig nach Schneller, Höher, Weiter zu trachten, täte nebenbei auch etlichen Erwachsenen mal ganz gut. Sport sollte immer noch Spaß machen und ein gesunder Ausgleich sein, der Stress abbaut, statt neuen zu erzeugen.
Alles in allem ist es wichtig, dass wir alle, Eltern, Lehrer, Erzieher, Trainer, Betreuer, sensibilisiert sind für das Thema Mobbing unter Kindern. In der Sporterziehung sehe ich großartige Chancen, Kinder zu einem fairen und besseren Miteinander anzuleiten, wenn wir uns unserer wichtigen Vorbildfunktion immer bewusst sind.
Nichtzuletzt sind zahlreiche Sportarten wunderbar geeignet für gemeinsame familiäre Aktivitäten, die leider allzuoft dem Alltagsstress zum Opfer fallen.
Sport mit Kindern macht riesig Spaß und fördert durch die gemeinsame Zeit mit den Eltern den sozialen Rückhalt der Kinder in der Familie. Ein Punkt, der am Ende entscheidend sein kann, wenn Kinder außerhalb der Familie Probleme bekommen.
Alles Liebe und bleibt gesund
Euer Andreas Binninger