Warum gibt es bei Arzneimitteln Therapieversager
Wir stecken Milliarden in die Forschung, um Arzneimittel für unsere Gesundheit zu entwickeln. Wenn ein Medikament auf den Markt kommt, hat es zuvor eine Reihe von Studien durchlaufen, die seine Wirksamkeit belegen. Und trotzdem gibt es immer wieder Therapieversager.
Bei manchen Arzneistoffen könnte man genau so gut vorher pendeln, bevor man sie einem Patienten verabreicht, weil man die Wirksamkeit nicht zu hundert Prozent vorhersagen kann. Das Problem ist, dass alle Menschen zwar grundsätzlich vom Aufbau her gleich sind, aber es gibt eine Reihe von genetisch veranlagten Unterschieden im Stoffwechsel. Im menschlichen Organismus finden wir zahlreiche Enzyme, die unsere Stoffwechselvorgänge steuern. Die Bildung der Enzyme wird, wie alles andere auch in unserem Körper, von unseren Erbanlagen gesteuert. Durch Unterschiede in den Genen kommt es vor, dass manche Menschen vereinzelte Enzyme bilden, die nicht oder weniger aktiv sind, als bei anderen Menschen.
Etliche Arzneistoffe sind sogenannte Prodrugs. Das heißt, sie werden erst im menschlichen Organismus in die eigentliche Wirkform umgewandelt. Und verantwortlich hierfür sind natürlich wieder Enzyme. Nimmt ein Mensch ein solches Medikament ein, kann es also nur richtig wirken, wenn das erforderliche Enzym auch funktioniert. Ansonsten kommt es zum Therapieversagen.
Die moderne Genforschung hat inzwischen Unterschiede bei verschiedenen Enzymaktivitäten konkret einzelnen Genen zuordnen können. Kennt man den Stoffwechselweg eines Arzneimittels genau, lässt sich dadurch bereits in einigen Fällen vorhersagen, ob die Therapie erfolgreich sein kann. Erforderlich hierfür ist eine Genanalyse des Patienten. Solche Kosten werden bisher nicht übernommen. Ich frage mich nur immer wieder, ob es nicht am Ende viel billiger wäre, vorher zu investieren und potentielle Therapieversager herauszufischen, als erstmal Geld für ein Medikament auszugeben und dann nachher teuer nachzubehandeln, wenn der Erfolg ausgeblieben ist. Nicht zu vergessen, dass damit Patienten die unnötige Einnahme mit dem Risiko von Nebenwirkungen erspart bliebe. Ich finde es wird Zeit, dass sich was ändert.
Alles Liebe und bleibt sportgesund!
Euer Andreas Binninger