Umdenken bei der DGE
Mein Kommentar zu den geänderten Regeln der DGE
Über gesunde Ernährung wird viel gestritten. Kein Wunder, denn wenn es um Ernährung geht, ist auch viel Geld im Spiel. Von den Expertenempfehlungen hängt weltweit der wirtschaftliche Erfolg ganzer Landwirtschaftsbereiche und der von Lebensmittelproduzenten ab. In Deutschland gilt seit Jahrzehnten die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) als richtungsweisende Institution für Ernährungsempfehlungen. Doch ihre 10 Regeln für eine gesunde Ernährung standen schon lange als nicht mehr zeitgemäß in der Kritik. Zum Beispiel deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass Menschen mit einem höheren Fettverzehr ein niedrigeres Sterblichkeitsrisiko haben, als Menschen mit einem geringen Fettverzehr. Studien zeigen inzwischen auch, dass Fett offensichtlich nicht der Schuldige für zahlreiche Herz-/Kreislauferkrankungen ist. Und der Verzehr großer Mengen von verarbeiteten Kohlenhydraten wird von immer mehr Gesundheitsexperten als eine Hauptursache für Übergewicht und Diabetes mellitus angesehen.
In diesem Jahr hat die DGE reagiert und ihre 10 Regeln inhaltlich und sprachlich überarbeitet. Unter anderem wird nicht mehr vor Fett als Risikofaktor für Übergewicht gewarnt und nicht mehr der Verzehr von reichlich Getreideprodukten empfohlen. Auch weitere Punkte wurden angepasst, wie der Verzicht auf die Empfehlung, Eier nur in Maßen zu essen und die generelle Warnung vor zu viel gesättigten Fettsäuren. Die überarbeiteten Regeln der DGE bieten durchaus Spiel für weitere Anpassungen und gehen manchen Experten noch nicht weit genug, aber sie sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dem kann ich mich nur anschließen, denn wie ich Presseartikeln entnehmen konnte, hat die DGE zwar ihre Formulierungen „entschärft“, hält aber intern immer noch an einer Begrenzung der Fettzufuhr auf 30{5cff393ac6e9d9bcd516bee1cb40dba1a54fcac67484b3672b7852825761de21} des Tagesbedarfs fest und setzt weiter auf Kohlenhydrate als Hauptenergielieferant. Sie spricht sich allerdings dafür aus, dass Vollkornprodukte die bessere Wahl seien.
Ehrlich gesagt, ich hätte nicht damit gerechnet, dass die DGE ihre starre Haltung aufgeben würde. Letztenendes konnte sie sich aber wohl doch nicht mehr der wachsenden Kritik und den neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen entziehen. Nichtzuletzt ist unübersehbar, dass ihre jahrzehntealten bisherigen Empfehlungen nicht verhindern konnten, dass Übergewicht und Stoffwechselekrankung auch in Deutschland weiter auf dem Vormarsch sind. Eine spannende Entwicklung, wie ich finde, die es weiter zu beobachten gilt.
Alles Liebe und bleibt sportgesund!
Euer Andreas Binninger