Dopingfalle Nahrungsergänzungsmittel
Immer wieder werden Wettkampf-Sportler davor gewarnt, dass hinter Nahrungsergänzungsmitteln eine Dopingfalle lauern könnte. Auf der anderen Seite spielen Supplemente eine wichtige Rolle für den Erhalt der Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Denn im engagierten Breiten- und Profisport stellen wir heute so große Anforderungen an unsere Körper, dass ein Mikronährstoffbedarf entsteht, der sich mit normaler, ausgewogener Ernährung oft nicht ausreichend decken lässt. Doch wie können Sportler bei der Wahl von Produkten sicher sein und wie kommt es überhaupt zu der Dopingproblematik?
Dopingfalle Alternativbezeichnung
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die Berichterstattung rund um die Dopingfälle der Winterolympiade 2014. Mehrere Athleten, darunter auch eine deutsche Wintersportlerin, wurden positiv auf das verbotene Stimulanz Methylhexanamin getestet. Ob im Einzelfall tatsächlich bewusst oder unbewusst zu der Substanz gegriffen wurde, soll hier nicht bewertet werden. Fest steht jedoch, dieses Stimulanz lässt sich in diversen leistungsfördernden Nahrungsergänzungsmitteln finden. Und das sogar deklariert. Allerdings gerne unter unverdächtig erscheinenden Namen, wie Geranium-, Geraniumwurzel- oder Geraniumölextrakt, und nicht unter seiner chemischen Bezeichnung. Wer sich damit nicht auskennt und solche Zutaten nicht weiter hinterfragt, dem droht im schlimmsten Fall ein böses Erwachen.
Problem versteckte Substanzen
Schlimmer und eindeutig kriminell wird es, wenn Wirkstoffe gar nicht erst deklariert werden. Besonders heikel, wenn es sich dabei auch noch um hochpotente, verschreibungspflichtige Substanzen, wie zum Beispiel Anabolika, handelt. Ein dauerhafter Missbrauch dieser Hormone kann massive körperliche Schäden verursachen, die selbst nach dem Absetzen nicht mehr zu reparieren sind. Dazu gehören u.a. Herz-Kreislaufschäden, ein erhöhtes Herzinfarktrisiko, Leberschäden und verschiedene Krebsarten, deren Wachstum durch Hormone stimuliert wird. Eine Sache ist es, diese Nebenwirkungen bewusst in Kauf zu nehmen. Eine andere, diesem Risiko unwissentlich ausgesetzt zu werden.
Übertriebene Versprechen
Zugegeben, unzureichende Sauberkeit in Betrieben, die auch Pharmazeutika herstellen oder abfüllen, kann eine Ursache für das Vorhandensein nicht deklarierter Stoffe sein. Das macht es für die Anwender der Produkte nicht besser. Es spricht lediglich den Produzenten vom Tatvorwurf des Vorsatzes frei. Auffällig in meinen Augen ist jedoch, dass insbesondere Produkte betroffen sind, die mit sehr übertriebenen Aussagen zu ihrer Wirkung beworben werden oder von sich reden machen. Der Verdacht liegt nahe, dass diese Wirkungen nur oder überwiegend auf die illegalen Zusätze zurückzuführen sind. Ergo, dass der Zusatz bewusst geschieht, weil eine solche Wirkung mit herkömmlichen Nahrungsergänzungsmitteln nicht erzielt werden kann.
Wirkung realistisch bewerten
Aus meiner eigenen Arbeit weiß ich, dass mit einer optimierten Mikronährstoffversorgung deutliche Leistungsverbesserungen zu erreichen sind. Dazu gibt es inzwischen zahlreiche Studien und wissenschaftliche Belege. Jedoch sind dieser Leistungsverbesserung Grenzen gesetzt. Hier gilt es genau hinzuschauen, was versprochen wird und worauf das Versprechen beruht. Eine optimale Versorgung mit Aminosäuren, egal mit welchen legalen Zusätzen auch immer, kann kein überdimensionales Muskelwachstum auslösen. Das würde bei mir sofort die Alarmglocken läuten lassen. Anders sieht es zum Beispiel mit Aussagen zum Immunsystem aus. Hier wissen wir definitiv, dass verschiedene Vitamine, Spurenelemente und Antioxidantien helfen können, trotz extremer körperlicher Belastung gesund zu bleiben.
Kölner Liste nur mit Einschränkungen hilfreich
Um Profi- und Wettkampfsportlern, die den Dopingregularien unterliegen, eine Hilfestellung bei der Auswahl sicherer Produkte zu geben, wurde die sogenannte Kölner Liste gegründet. Auf ihr befinden sich Nahrungsergänzungsmittel und Sportlernahrungen, die zuvor eine Untersuchung auf illegale Substanzen durchlaufen haben. Hersteller oder Vertreiber können ihr Produkt zur Untersuchung anmelden und nach erfolgreicher Prüfung auf die Liste setzen lassen. Die Sache hat nur einen Haken. Untersucht werden nur Stichproben und ein negativer Befund gibt nicht auf Dauer Sicherheit. Die Kölner Liste selbst schreibt dazu in ihren FAQs Zitat: „Die Veröffentlichung eines Produktes auf der Kölner Liste® bedeutet nicht, dass ein Produkt grundsätzlich frei von Doping-Substanzen wie z.B. Prohormonen bzw. Anabolika oder Stimulantien ist. Es bedeutet lediglich, dass das Dopingrisiko deutlich minimiert ist. Die Einschätzung des Dopingrisikos liegt bei den Sportler*innen selbst.“ Im Prinzip könnte ich mein Produkt einmalig testen lassen, wäre auf der Liste und könnte nach der Untersuchung verunreinigte Ware in Umlauf bringen. Ich gehe nicht davon aus, dass das jemand machen wird. Es zeigt jedoch eine Lücke auf, aufgrund der ich immer wieder darauf hinweise, dass die Liste keine 100%ige Sicherheit bietet. Umgekehrt bedeutet es aber auch nicht, dass ein Produkt, das nicht auf der Liste steht, unsicherer ist. Es kommt auf die Herkunft an.
(Anmerkung: Mit dem sogenannten Verfügbarkeitsservice bietet die Kölner Liste inzwischen Herstellern die Möglichkeit, alle Chargen untersuchen und auf einer gesonderten Plattform listen zu lassen. Das ist allerdings optional.)
Meine Empfehlung für Sportler
Mein erster Tipp, kauft bitte nichts im Internet aus Shops, bei denen ihr nicht sicher seid. Schaut euch den Anbieter an. Wo sitzt die Firma? Wer steckt dahinter?
Mein zweiter Tipp, lasst euch im Zweifel bitte beraten. Der Fall des Methylhexanamins zeigt, dass selbst bei vollständiger Deklaration Risiken bestehen. Wenn euch Zutaten komisch vorkommen, lasst lieber die Finger weg.
Mein dritter Tipp, lasst euch bitte nichts „besorgen“, ohne genaues zu wissen. Der heiße Tipp im Studio, der Trainingskumpel, der ein tolles Mittel kennt…..
Illegale Produkte, die in irgendeinem Keller zusammengerührt oder auf versteckten Wegen nach Deutschland eingeführt wurden, sind in der Regel nicht sicher.
Mein vierter Tipp, vertraut am besten nur auf Produkte, die ihren Ursprung in Europa haben. Es gibt hier zahlreiche Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, die in ihren Betrieben streng nach den GMP-Richtlinien der WHO arbeiten und ausschließlich Nahrungsergänzungsmittel produzieren. Darüber hinaus unterliegen sie den nationalen Überwachungsbehörden. Verunreinigungen mit pharmazeutischen Rohstoffen sind bei Zubereitungen dieser Hersteller faktisch ausgeschlossen. Und dass keine illegalen Substanzen beigemischt werden, darf man kategorisch ebenso unterstellen.
Last but not least, die Apotheke vor Ort ist ein guter Ort, um sich beraten zu lassen und vertrauensvoll Nahrungsergänzungsmittel zu erwerben.
Alles Liebe und bleibt sportgesund!
Euer Andreas Binninger