Reiseinfektionskrankheiten in Europa
Reisen bieten Spaß, Erholung, neue Eindrücke und schöne Erlebnisse. Leider aber auch Reiseinfektionskrankheiten. Und das gilt nicht nur für Urlaube in fernen exotischen Ländern. Auch in Europa, wo die Mehrheit der Deutschen ihre Ferien verbringt, gibt es Krankheitsrisiken, über die man informiert sein sollte.
Risiko Zecken
Vielleicht habt ihr bereits mitbekommen, dass wir in diesem Jahr besonders viele Zecken haben.
Weltweit können Zecken Bakterien mit dem Namen Borrelien übertragen. Eine Borrelien-Infektion macht sich meistens im Frühstadium durch eine Rötung erkennbar, die sich vom Biss aus rund ausbreitet und anschließend von der Bissstelle aus wieder aufhellt. Es entsteht ein auffälliger roter Ring. Dieser Erkrankung kann nicht vorgebeugt werden, außer durch Zeckenabwehr. Bei Verdacht auf eine Infektion, sollte frühzeitig mit einer Antibiotikatherapie begonnen werden, die der Arzt verordnet.
Generell besteht das Risiko immer dann, wenn man sich in der freien Natur aufhält. Insofern ist es keine typische Reiseerkrankung. Da wir erfahrungsgemäß im Urlaub jedoch unser Freizeitverhalten ändern, steigt damit auch das Risiko und gehört für mich hierher. Die Zecken lauern nicht nur an Büschen und Bäumen am Wegesrand, sondern auch im Gras z.B. auf Liegewiesen, Picknickplätzen oder Waldlichtungen.
Die zweite durch Zecken übertragene Erkrankung ist die FSME (Frühsommermeningoenzephalitis), eine Hirnhautentzündung, die von Viren ausgelöst wird. Dieser Erkrankung kann mit einer Impfung vorgebeugt werden. Ausgedehnte Risikogebiete sind Süddeutschland, Teile der Schweiz, Österreichs, Ungarns, Polens, der Slowakei, Sloweniens und Albaniens. Wer in diesen Regionen seinen Urlaub verbringt, sollte sich von seinem Arzt zur Vorsorgeimpfung beraten lassen. RKI – Risikogebiete Deutschland
Risiko Hepatitis A
Eine weltweit verbreitet anzutreffende Infektionskrankheit ist die Hepatitis A. In Europa sind vor allem Osteuropa und der südöstliche Mittelmeerraum betroffen. Mögliche Symptome sind u.a. Fieber, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Eine Erkrankung heilt in der Regel von alleine aus und führt nicht zu chronischen Lebererkrankungen, wie die Hepatitis B und C. Allerdings kann einen die A-Hepatitis mehrere Wochen außer Gefecht setzen und etwa zehn Prozent der Patienten müssen aufgrund der Schwere der Symptome im Krankenhaus behandelt werden. Die Erkrankung wird u.a. durch Schmierinfektionen übertragen. Das heißt, sie kann von Erkrankten zum Beispiel auf Eiswürfel und von Hand zubereitete Salate und Obst übertragen werden. Wer sich nicht impfen lassen möchte, sollte deshalb eine eiserne Regel beherzigen, die auch für viele tropische und subtropische Länder gilt: Verzichtet auf Eiswürfel in Getränken und esst nur das, was ihr selber schält habt oder was gekocht ist.
Risiko Magen-Darm-Erkrankungen
Ebenfalls häufig anzutreffen in südlicheren Regionen sind allgemeine Magen-Darmerkrankungen mit starkem Durchfall und Erbrechen. Als Verursacher kommen verschiedene Viren und Bakterien in Frage. Die wichtigste Vorbeugung ist auch bei diesen Erregern die zuvor genannte Hygieneregel. Darüber hinaus können Arzneimittel mit Trockenhefe (aus der Apotheke) vorbeugend eingenommen werden. Wasser sollte nur aus Flaschen benutzt werden. Wenn das vor Ort zur Verfügung stehende Leitungswasser trinkbar ist, was z.B. wegen verschmutzter Leitungen nicht generell der Fall ist, sollte es zumindest zuvor abgekocht werden. Da abgekochtes Wasser recht fade schmeckt, bieten sich alternativ erfrischende Früchte- und Kräutertees an, die zugleich gute Durststiller sind und besser als Kaltgetränke. Diese werden im Magen-Darm-Trakt auf Körpertemperatur gebracht. Hierdurch produzieren wir zusätzliche Wärme und erreichen das Gegenteil, auch wenn die Kälte zunächst erfrischender erscheint. Am besten lasst ihr in eurer Reisetasche noch ein bisschen Platz für euren Lieblingstee.
Risiko Mücken
Zuerst die gute Nachricht. Schwerwiegende Erkrankungen, wie wir sie aus anderen Teilen der Erde kennen, werden von den in Europa heimischen Mücken zum Glück bisher nicht oder nur selten übertragen. Mücken sind sogenannte Vektoren. Das heißt, sie können Erreger übertragen, ohne selbst dabei zu erkranken. Damit also eine Mücke eine Erkrankung übertragen kann, muss sie den Erreger erst bei einer Blutmahlzeit von einem Erkrankten oder Tier aufnehmen. Ein gutes Beispiel ist das West-Nil-Virus, das in erster Linie durch Mücken unter Wildvögeln verbreitet wird, aber bei einem Stich auch auf den Menschen übertragen werden kann. Grund zur Sorge bereitet Experten zufolge der Klimawandel. Er begünstigt vermutlich die seit ein paar Jahren zu beobachtende Ausbreitung exotischer Mücken, allen voran der Asiatischen Tigermücke. Sie gelten als potenzielle Überträger von Tropenkrankheiten und möglicherweise steigt hierdurch zukünftig das Risko, auch hierzulande an exotischen Virusinfektionen zu erkranken.
Ungeachtet der Gefahr durch exotische Viren, ist jeder Mückenstich lästig und kann neben dem quälenden Juckreiz auch Entzündungen durch Bakterien verursachen. In Einzelfällen bis hin zur Blutvergiftung. Hierbei können Bakterien, die den Mücken anhaften eine Rolle spielen. Problematisch ist insbesondere auch das Kratzen gegen den Juckreiz. Wird der Stich wund gekrazt, können dabei Bakterien eingetragen werden, die zu einer Entzündung führen.
Mein Tipp: Am besten von vorneherein den Mückenstichen vorbeugen. Sinnvoll ist die Anwendung von Mückenschutzmitteln sowie das Tragen langer, luftiger Sommerkleidung.
Mit diesem Beitrag möchte ich dafür sensibilisieren, dass auch in heimischen Gefilden und europäischen Urlaubsregionen mit guten Hygienestandards Gefahren lauern. In vielen Apotheken bekommt ihr eine individuelle Reiseberatung, speziell auf euer Urlaubsziel abgestimmt. Auch wenn man für den Urlaub gespart hat und jede Ausgabe abwägen muss, sollte man nicht am falschen Ende sparen und auf den Schutz vor Reisekrankheiten verzichten. Der schönste Urlaub ist nichts wert, wenn er mit einer unangenehmen oder gar schwerwiegenden Erkrankung einhergeht.
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