Sekundäre Pflanzenstoffe – Weit mehr als nur Antioxidantien
Der Begriff Antioxidantien ist chic und lässt sich mittlerweile gut verkaufen. Denn kaum einer kennt sie noch nicht, die „bösen“ freien Radikale. Freie Radikale sind allerdings in unserem Körper nicht ausschließlich ein unnützes Abfallprodukt. Sie helfen uns, Krankheitserreger zu bekämpfen. Beim Sport bilden wir mehr feie Radikale. Ein Grund also, warum Sport gesund ist. Nur wenn wir ein Übermaß an freien Radikalen im Körper haben, führt dies zu Gesundheitsschäden. Unser Körper hat eigene antioxidative Mechanismen. In etlichen Situationen reichen diese jedoch ohne die zusätzliche Zufuhr von Antioxidantien über die Nahrung nicht aus. Jene Antioxidantien helfen uns deshalb dabei, die Waage zu halten.
Die meisten von Euch kennen die klassischen antioxidativen Vitamine A, C und E. Eine Zeit lang gab es kaum eine Lebensmittelgruppe, die nicht mit diesen drei Buchstaben besser verkauft werden sollte. Jetzt kommt zunehmend der Begriff sekundäre Pflanzenstoffe in Mode. Als „Vitaminhelfer“ werden sie verkauft. Als die Antioxidantien schlechthin, ohne die die Vitamine womöglich gar nicht richtig antioxidativ wirken können, oder sogar gefährlich werden. An all dem ist was Wahres dran. Und es gibt zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe, die antioxidativ wirken. Ich berichte selbst regelmäßig darüber und nutze ihre Wirkung auch in meiner Arbeit. Jedoch, diese schier unerschöpflich scheinende Gruppe von Naturstoffen auf eine antioxidative Wirkung zu reduzieren, wird dem wahren Potential nicht gerecht.
Der primäre Stoffwechsel einer Pflanze ist genau wie beim Menschen der Energiekreislauf. Also quasi die Grundsicherung für das Überleben. Alles was sie dann zum Leben sonst noch braucht, Farbstoffe, Duftstoffe, Abwehrstoffe, etc. bildet die Pflanze im Sekundärkreislauf aus Stoffen, die im Primärkreislauf anfallen. Hierher kommt der Begriff sekundäre Pflanzenstoffe. Eine ganze Zeit lang hat man ihre Entstehung eher als Entsorgung von Stoffwechselabfällen des Primärkreislaufs betrachtet. Im Zuge der Erforschung von Pflanzeninhaltsstoffen und ihren medizinischen Wirkungen, gewann man jedoch zunehmend die Erkenntnis, dass Pflanzen zahlreiche Inhaltsstoffe bilden, um sich selbst zu schützen. Vor Bakterien, Viren und nicht zuletzt Fraßfeinden. So ist die Bildung sekundärer Pflanzenstoffe in der Natur weitaus weniger Zufall, als pure Absicht. Für uns ein riesiges Glück, dass wir sie für uns nutzen können. Denn seit Jahrzehntausenden nutzt der Mensch bereits die gesunderhaltenden und heilenden Eigenschaften von sekundären Pflanzenstoffen über die Ernährung und mit Naturheilmitteln.
Die gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe von Heilpflanzen, Obst und Gemüse, sind neben den ernährungsphysiologisch essentiellen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen, nämlich in aller Regel sekundäre Pflanzenstoffe. Hierzu zählen auch die ätherischen Öle, die nicht nur im Tee, sondern auch als Würzkraut im Essen ihren gesundheitlichen Nutzen entfalten. Nicht umsonst sagte bereits Hippokrates: „Eure Nahrungsmittel sollen Eure Heilmittel und Eure Heilmittel sollen Eure Nahrungsmittel sein.“
Ein Umstand, den ich besonders spannend finde ist, dass es sekundäre Pflanzenstoffe gibt, die eine epigenetische Wirkung haben. Sie sind tatsächlich in der Lage, Gene ein- und auszuschalten und sind damit unglaubliche Reparaturhelfer.
Mein Fazit:
Wir stehen noch ganz am Anfang. Viele Pflanzeninhaltsstoffe auf dieser Welt wurden bis heute gar nicht identifiziert und selbst bei den bekannten Stoffen ist der Nutzen für die Pflanze selber und für uns in vielen Fällen bis heute unklar. Eines aber ist sicher, diese Stoffgruppe hat viel mehr zu bieten, als antioxidatives Potential.
Bleibt sportgesund!
Euer Andreas Binninger