Warum Bio – Gemüse mit Fehlern oft besser ist
Bio – Gemüse ist bei vielen Menschen inzwischen zwar beliebt, doch noch immer greift die Mehrheit lieber zu gut aussehender Hochglanzware, wenn die Alternative optisch unschönere Bioware mit Fehlern ist.
Wie es zu der Hochglanzware kam
Also eigentlich ist es wie mit dem Ei des Kolumbus. Keiner weiß genau, wie es angefangen hat und wer eigentlich Schuld hat. Sind es die Verbraucher mit dem Wunsch nach Perfektion oder die Produzenten, die glauben mit Hochglanzware mehr verkaufen zu können? Wir leben jedenfalls in einer digitalen Hochglanzwelt und die macht vor Naturprodukten keinen Halt mehr.
Bio – Gemüse mit Fehlern
Schaut Euch bitte einmal die Auberginen auf dem Bild an. Welcher Gedanke kommt Euch dabei? Diese blassen Dinger, die dazu noch komische Flecken haben? Zögert Ihr vielleicht ein wenig, sie zu kaufen? Und wer von Euch Kinder hat, wie reagieren die, wenn die so etwas sehen? Unsere sind jedenfalls immer wieder verunsichert und ich weiß nicht, wie oft ich in den vergangenen Jahren schon die Frage gehört habe: „Papa, was ist das, kann ich das mitessen?“ Gemeint sind dann vor allem die Flecken. Stumpfe Stellen in der Schale und natürliche Wachstumsfehler. Was halt so passiert, wenn Obst und Gemüse natürlich gewonnen werden, ohne gläsernen Himmel und Chemiebaukasten.
Meine Eltern hatten einen Schrebergarten. Und ich kann mich noch gut erinnern, wie natürlich produziertes Obst und Gemüse aussehen. Flecken, Fraßschäden, matte Farben und von perfekter einheitlicher Größe keine Spur. Heute verkauft sich solche Ware vor allem in Verkaufsstellen, in denen Verbraucher den Wert dieser Fehler der Natur zu schätzen wissen und sie als Qualitätsmerkmal verstehen.
Denn es ist traurig aber wahr, viele unserer Kinder und Erwachsenen haben schon keinen Vergleich mehr und kennen und bevorzugen automatisch nur noch die moderne Hochglanzware aus den Supermärkten. Fehlerfrei, farblich perfekt und optisch ansprechend. Nur ist es eben leider nicht die wahre Natur, es ist der Mensch, der diese Perfektion produziert. Mit fatalen Folgen für unsere Gesundheit.
Beschütztes Gemüse produziert weniger sekundäre Stoffe
Wenn Pflanzen natürlichen Wachstumsbedingungen ausgesetzt sind, produzieren sie eine Reihe von sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, die sie bei der Abwehr von natürlichen Feinden unterstützen. Dazu gehören nicht nur Fraßfeinde, sondern auch Bakterien und Viren. Letztere können bei den Pflanzen Geschwüre verursachen, die man durchaus mit der Entstehung spezieller Krebserkrankungen durch Viren beim Menschen vergleichen kann. Werden die Pflanzen jedoch vom Menschen durch den Einsatz von Chemikalien oder künstliche Bedingungen im Gewächshaus „beschützt“, benötigen sie diese schützenden Stoffe nicht mehr und stellen deren Produktion ein. Nachgewiesen wurde dieser Mechanismus z.B. für die Stoffgruppe der Salvestrole, für die ein möglicher krebsschützender Effekt auch für den Menschen diskutiert wird. Und wie ich schon in anderen meiner Publikationen angesprochen habe, bin ich davon überzeugt, dass sich der menschliche Körper über tausende von Jahren an die wertvollen Hilfsstoffe aus der Natur gewöhnt hat. Aber mit unserer perfekten modernen Hochglanzwelt, zerstören wir uns ein wichtiges Stück dieser natürlichen Gesundheitsprävention. Wir reduzieren immer mehr den gesundheitlichen Zusatznutzen unserer Nahrung, den schon Hippokrates erkannte, als er unsere Nahrung als Medizin bezeichnete.
Wir müssen deshalb dringend umdenken und wieder lernen, dass gerade die Fehler an Obst und Gemüse ein Zeichen von Qualität und Natürlichkeit sind. Und dass es gerade diese Ware ist, die aus gesundheitlicher Sicht von größerem Nutzen für uns ist. Als Verbraucher haben wir die Wahl und können mit unserer Kaufentscheidung abstimmen.
Alles Liebe und bleibt sportgesund!
Euer Andreas Binninger