Weihnachtsgewürze-Genuss mit Heilwirkungen
Die Weihnachtszeit ist auch die Zeit der Weihnachtsgewürze und es gibt einen ganz besonderen Grund, dass gerade zu dieser Jahreszeit bestimmte Gewürze besonders beliebt sind. Denn neben ihren positiven Eigenschaften unter anderem für die Verdauung, wirken Weihnachtsgewürze auf unser Gemüt. Ihr Duft regt auf angenehme Weise unsere Stimmung an und fördert das Wohlbefinden. Kein Wunder also, dass es vielen Menschen warm ums Herz wird, wenn sie die weihnachtlichen Leckereien riechen. Im heutigen Beitrag möchte ich euch fünf bekannte Weihnachtsgewürze und ihren gesundheitlichen Nutzen näher vorstellen.
Gewürznelken
Gewürznelken sind nicht mit den dekorativen Nelken, die wir als Blumen kennen, verwandt. Bei diesem Gewürz handelt es sich um die getrockneten Blütenknospen eines immergrünen Baumes aus der Familie der Myrtengewächse, der auf den indonesischen Molukkeninseln beheimatet ist. Der Geruch von Gewürznelken löst im menschlichen Gehirn Wohlbefinden aus. Treffen die Duftmoleküle auf die Riechzellen unserer Nase, leiten diese ein Signal an das limbische System weiter. Das ist ein Teil unseres Gehirns, der u.a. für unsere Gefühle mitverantwortlich ist. Hier werden sogenannte Glückshormone ausgeschüttet. Doch nicht nur als Gewürz haben die Blütenknospen eine uralte Tradition. Das aus ihnen gewonnene ätherische Öl wird medizinisch zum Beispiel bei Zahnschmerzen und Entzündungen des Mund-/Rachenraumes eingesetzt. Auch in Kombination mit anderen ätherischen Ölen und Pflanzenextrakten. Nelkenöl wirkt hemmend auf Bakterien, Pilze und Viren. Ferner wirkt es gegen Krämpfe und Blähungen. Damit ist es auch ein geeignetes Mittel bei Durchfallerkrankungen.
Zimt
Bei Zimt handelt es sich um die Rinde eines Baumes aus der Familie der Lorbeergewächse. Zimt ist zwar eher ein Ganzjahresgewürz, aber er gehört auf jeden Fall in die Gruppe der Weihnachtsgewürze. Wer kennt sie nicht, die leckeren Zimtsterne?
Der echte Zimt, auch Ceylon-Zimt genannt, ist in Sri Lanka beheimatet. Eine verwandte Art, der Cassia-Baum, stammt aus China. Der typische, feinwürzige Geruch der Zimtrinde ist unverkennbar und stammt von den enthaltenen ätherischen Ölen. Sie regen die Sinne an und heben die Stimmung. Einige chemische Substanzen wurden erstmals in diesen Ölen entdeckt und deshalb nach dem Zimt benannt. Zum Beispiel Zimtalkohol und Zimtaldehyd. Wie wir es bereits bei anderen Pflanzen kennen gelernt haben, wirken auch die ätherischen Öle des Zimt u.a. verdauungsfördernd, krampflösend und antibakteriell. Eine weitere mögliche medizinische Verwendung ergibt sich aus seinen positiven Effekten bei Diabetes mellitus II. Als „echte“ Heilpflanze konnte sich Zimt bei uns bisher trotzdem nicht durchsetzen. Er wird hierzulande vornehmlich als reines Gewürz verwendet. Darüber hinaus wird das ätherische Öl auch in der Parfümerie eingesetzt. Der in ihm enthaltene Zimtaldehyd ist jedoch leider ein häufiger Verursacher von Duftstoffallergien.
Kardamom
Kardamom wächst an der Westküste Vorderindiens. Die Pflanze gehört zu den Ingwergewächsen, ist also eng mit dem Ingwer verwandt. Anders als beim Ingwer, verwenden wir jedoch nicht den Wurzelstock, sondern die Früchte. Der kräftige Geruch erinnert an Eukalyptus. Verantwortlich hierfür ist der Bestandteil Cineol, den wir bei uns in Fertigarzneimitteln zur Schleimlösung bei Erkältungskrankheiten einsetzen. Neben den anregenden und verdauungsfördernden Eigenschaften, kann sich dieses Gewürz auch positiv bei übermäßiger Magensäureproduktion und bei unangenehmem Mundgeruch auswirken. Hierzulande hat es aber wie der Zimt keine echte medizinische Bedeutung.
Koriander
Diese Pflanze aus der Familie der Doldenblütengewächse ist mit Fenchel, Anis und Kümmel verwandt. Ihre Früchte wirken ähnlich gut gegen Blähungen und Völlegefühl, sie regen ferner die Ausschüttung der Verdauungsenzyme aus der Bauchspeicheldrüse und die Gallentätigkeit an. Koriander kann sich auch positiv bei zu hohen Blutfettwerten auswirken. Koriander stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum. Der charakteristische Geruch seines ätherischen Öles ist würzig, mit einer leicht süßlichen Note. Wir finden in dem Öl u.a. alpha-Pinen, einen Bestandteil auch von Fichtennadel- und Wacholderbeeröl. In früheren Zeiten wurde ein Brei mit Koriander zur Behandlung von Geschwüren eingesetzt. Eine medizinische Bedeutung hat der Koriander jedoch ebenfalls heutzutage nicht mehr.
Muskatnuss
Die Muskatnussbäume sind wie die Gewürznelken auf den Molukken zuhause. Angebaut werden sie auch in anderen tropischen Ländern Südasiens sowie Südamerikas und auf der Karibikinsel Grenada. Die Insel gilt als einer der größten Muskatnussproduzenten weltweit. Das, was wir von den Bäumen verwenden, sind im botanischen Sinne eigentlich keine echten Nüsse. Es handelt sich nämlich um die Samen einer etwa 5cm dicken, gelblichen Beere. Das ätherische Öl der Muskatnüsse ist sehr besonders. In ihm finden wir Bestandteile, die es sonst in keiner anderen Pflanze mit ätherischen Ölen gibt. Es wirkt u.a. gegen Durchfälle, Schmerzen, Entzündungen und stimmungsaufhellend bei depressiven Verstimmungen. Gerade letzteres macht sie zu einem beliebten Gewürz für die kalte und dunkle Jahreszeit, in der zahlreiche Menschen unter einer „Winterdepression“ leiden. Die Muskatnuss ist jedoch ein gutes Beispiel dafür, dass Pflanzen mit heilenden Eigenschaften nicht generell harmlos sind. Muskatnüsse können Halluzinationen auslösen und bereits eine ganze Nuss kann erhebliche körperliche Vergiftungserscheinungen, wie Schwindel, Erbrechen, Schweißausbrüche und Kreislaufschwäche hervorrufen. Eine Überdosierung kann gar tödlich enden. Von medizinischen Eigenversuchen bei Entzündungen oder Depressionen kann ich deshalb nur strikt abraten. Muskatnüsse sollten wirklich nur als reines Gewürz in entsprechend kleinen Dosierungen eingesetzt werden.
Mein Tipp:
Die typischen Weihnachtsgewürze bekommt ihr auch in eurer Apotheke vor Ort. Dazu gibt es diverse Tee- und Kräutermischungen, in denen diese Gewürze enthalten sind. Wer also Kalorien sparen möchte, muss auf den Duft von Weihnachten und seinen gesundheitlichen Nutzen nicht verzichten. Achtet jedoch darauf, dass es sich in den Tees nicht um Aromastoffe handelt, sondern dass die Gewürze auch wirklich enthalten sind.
Alles Liebe, eine schöne Vorweihnachtszeit und bleibt sportgesund!
Euer Apotheker Andreas Binninger