Wie Fasten Deiner Gesundheit hilft
Fasten hat Tradition in Religionen, ist Bestandteil diverser Heilslehren und alternativer Therapien. Doch warum machen wir das überhaupt und was bringt es uns? In diesem Beitrag erfahrt ihr ein wenig über die Hintergründe, welche Erfolge möglich sind und worauf man achten sollte, denn besonders bei Vorerkrankungen ist Vorsicht geboten mit dem Nahrungsverzicht. Auch wer damit abnehmen möchte, sollte ein paar Dinge beachten, denn Radikaldiäten führen meistens nicht zum Erfolg, sondern haben oft den JoJo-Effekt zur Folge.
Religiöses Fasten für die Gesundheit
Den Religionsstiftern und -führern dieser Welt war es sehr wohl bewusst, dass der Mensch ein Wesen mit Schwächen und Leidenschaften ist, die er auch zu seinem eigenen Nachteil auslebt. So lassen einige Religionsgesetze, -regeln und -riten weltweit durchaus ein besonderes Maß an Gesundheitsfürsorge erkennen. Das traditionelle Fischessen am Freitag führte z.B. dazu, dass wenigstens einmal in der Woche diese Quelle von Jod, Eiweiß und hochwertigen Fetten genutzt wurde und der Verzicht auf Schweinefleisch im vorderen Orient lässt sich glaubhaft mit der hohen Verderblichkeit der Ware bei Wärme erklären. Zugegeben, es ist im Einzelfall nicht einfach zu belegen, ob die Urheber solcher Regeln tatsächlich einen gesundheitlichen Wissensvorsprung hatten und die Religion benutzten, um ihre Mitmenschen zu beschützen oder ob es eher ein innerer Instinkt war, der zu den richtigen Regeln führte. Bei all der Wissenschaft, mit der wir uns heute umgeben, manches wussten unsere Vorfahren zumindest besser oder lange vor uns, ohne die genauen Hintergründe zu kennen. Und wie wir heute dank der Nutrigenetik (Wissenschaft vom Einfluss der Ernährung auf unsere Gene) lernen, hat uns das Ernährungsverhalten unserer Vorfahren auch genetisch geprägt. Ich bin überzeugt, so manche Gesundheitsstörung bliebe uns erspart, wenn wir mehr auf unsere Gene hören würden.
Fasten im Disput der Wissenschaftler
Das Fasten ist allerdings auch umstritten. Das hat aus meiner Sicht weniger mit dem gesundheitlichen Nutzen zu tun, sondern mit den Erwartungen an das Fasten und wie damit umgegangen wird. Um es vorweg zu nehmen, als Radikaldiät zur Gewichtsreduktion kann ich strenges Fasten, also den vollständigen oder fast vollständigen Nahrungsverzicht, nicht empfehlen. Zwar verliert man innerhalb weniger Tage deutlich an Gewicht, doch bei den meisten Menschen führt diese Diätform zum unerwünschten JoJo-Effekt, das heißt zu einer schnellen Wiederzunahme an Gewicht.
Fasten reduziert Entzündungsstoffe
Ein kompletter Nahrungsverzicht kann jedoch für Menschen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen eine erhebliche Erleichterung bedeuten. Ein zweitägiger Nahrungsverzicht führt bei Patienten, die unter einem akuten Rheumaschub leiden, zu einer deutlichen Verminderung der Entzündungsfaktoren, so dass die Schmerzen und Beschwerden nachlassen und auf starke Schmerzmittel verzichtet werden kann bzw. selbige reduziert werden können. Ähnliches gilt auch für andere akute und chronische entzündliche Erkrankungen.
Zur Gewichtskontrolle ist moderates Fasten besser
Im Zusammenhang mit Diäten ist eher moderates Fasten angesagt, um dem Jo-Jo-Effekt vorzubeugen. Hier entwickelt sich ein Trend, der durchaus erfolgversprechend scheint, das intermittierende Fasten. Das heißt, über viele Stunden des Tages nichts zu essen. Beispielsweise 16 Stunden fasten und während der übrigen acht Stunden essen. Das Ganze funktioniert allerdings nicht, wenn man alle im Fastenintervall eingesparten Kalorien doppelt und dreifach in den acht Stunden zu sich nimmt. Gewichtsmanagement ist und bleibt eine Frage der Kalorien, die wir innerhalb von 24h zu uns nehmen und verbrauchen.
Fasten als Verjüngungskur
Fasten soll nach verschiedenen Untersuchungen auch die Selbstheilung und Entgiftung unseres Körpers in Gang setzen. Der Verzicht auf die Zufuhr von Energie von außen führt darüber hinaus zu einem verlangsamten Stoffwechsel, das heißt zu einer verlangsamten Alterung.
Nun kann man natürlich nicht dauerhaft fasten, um jünger zu bleiben, da der Körper sonst an wichtigen essentiellen Nährstoffen verarmt und dadurch krank wird. Auch in diesem Zusammenhang erscheinen in jüngerer Zeit öfter Publikationen, die sich mit dem intermittierenden Fasten beschäftigen. Es soll sich lebensverlängernd, gesundheitsfördernd und „verjüngend“ auf unsere Zellen auswirken. So zu essen entspräche, so die Befürworter dieser Fastenformen, der Art der Nahrungsaufnahme unserer Vorfahren, die nicht ständig über Nahrung verfügten, sondern erst sammeln und jagen mussten, wodurch sie manchmal sogar tagelang wenig zu essen hatten. Das hat durchaus Logik. Ich selbst bin jemand, der schon seit vielen Jahren instinktiv so lebt. Ich mag Frühstück sehr gerne, aber ich vertrage es nicht. Ich esse überwiegend nur abends.
Wer fastet, sollte auf seinen Gesundheitsstatus achten
Die Voraussetzung für strenges, mehrtätiges Fasten ist ein gesundes Herz-/Kreislaufsystem. Im Zweifel solltet ihr das vorher mit eurem Arzt abklären. Das Gleiche gilt für Diabetiker, die ggf. ihre Medikamente anpassen müssen, damit sie nicht unterzuckern. Das intermittierende Fasten ist weniger problematisch. Doch auch hier gilt, dass Menschen mit Vorerkrankungen Vorsicht walten lassen sollten. Achtet beim Fasten auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Ideal zur Unterstützung aller Fastenformen sind beispielsweise Gemüsesäfte und Kräutertees.
Alles Liebe und bleibt sportgesund!
Euer Apotheker Andreas Binninger