Warum Algen so gesund sind
Algen sind nicht jedermanns Sache. Ich mag sie und bin begeistert von diesem gesunden Lebensmittel. Sie sind regelrechte Überlebenskünstler. Lässt man ein Glas Wasser lange genug an einem Ort mit Tageslicht stehen, wachsen sie plötzlich wie von Zauberhand an der Glaswand. Im Aquarium können sie deshalb eine richtige Plage werden.
Überall auf der Welt, wo Licht und Wasser sind, wachsen diese Lebewesen, die wie Pflanzen Photosynthese betreiben. In der Natur finden wir die Mehrheit der Algen in Seen, Teichen, Tümpeln, Flüssen und den Weltmeeren. Mehrere zigtausend Arten sind bekannt und ihr Erscheinungsbild ist extrem vielseitig.
Von mikroskopisch klein bis meterlang
Als Mikroalgen bezeichnet man mikroskopisch kleine, überwiegend einzellige Arten. Zu den mehrzelligen Makroalgen zählen fädige Algen von wenigen Millimetern Größe, bis hin zu den zig Metern messenden Großalgen, die wir als Seetang kennen und die im Meer regelrechte Wälder bilden können. Einige Algen haben medizinisch-pharmazeutische oder lebensmitteltechnologische Bedeutung. Ihre Inhaltsstoffe, die Alginate, werden zum Beispiel für spezielle Wundheilpflaster oder als Gelbildner zum Eindicken von Nahrungsmitteln verwendet. Hervorragend geeignet sind Alginate auch zur Behandlung von Sodbrennen und saurem Aufstoßen. Entsprechende Präparate bekommt ihr in der Apotheke.
Typisch asiatisch
Als natürliches Lebensmittel haben Meeres-Algen, vorwiegend im asiatischen Raum, zum Teil jahrtausende alte Tradition. Sie können u.a. wie Gemüse gekocht und gegessen, geröstet, als Suppen verarbeitet oder als Gewürz eingesetzt werden. Ihr Geschmack reicht von neutral bis streng nach Meer. Seit die japanische Speise Sushi in der westlichen Welt ein bisschen Trend geworden ist, sind Algen als Nahrungsmittel auch hier bekannter geworden. Algen sind reich an Mineralien, Spurenelementen, Vitaminen und enthalten wertvolle Aminosäuren, aber wenig Kohlenhydrate und Fett. Damit sind sie ein hervorragendes Nahrungsmittel im Rahmen einer gesunden, ausgewogenen und kalorienbewussten Ernährung. Meeresalgen enthalten darüber hinaus nennenswerte Mengen an Jod, weshalb sie gerne auch zur Vorbeugung einer Schilddrüsenunterfunktion verzehrt werden.
Achtung Jod
Menschen, die empfindlich auf Jod reagieren oder eine Schilddrüsenüberfunktion haben, sollten allerdings gerade deshalb vorsichtig sein und ggf. auf den Verzehr von Meeresalgen oder Produkten daraus verzichten. Verschiedene Braunalgen haben einen sehr hohen Jodgehalt, der auch für gesunde Menschen problematisch werden kann. Es gibt Vermutungen, dass die Schilddrüsenerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis u.a. durch zu hohen Jodkonsum ausgelöst werden könnte. Man sollte also möglichst keine Massen vertilgen.
Süßwasseralgen
Süßwasseralgen sind entgegen weitläufiger Meinungen keine extremen Nährstoffbomben. Die sehr bekannte Chlorella-Alge beispielsweise enthält nicht alle Vitamine und Mineralien. Je nach Kultivierung kann sie jedoch einen guten Gehalt an Vit. B12 aufweisen. Damit ist sie eine hervorragende Alternative für Vegetarier und Veganer, die eine natürliche B12-Quelle bevorzugen. Ernährungsphysiologisch ebenfalls interessant, ist der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren in Chlorella-Algen. Zum Kochen ist Chlorella als Mikroalge jedoch nicht geeignet. Sie wird in erster Linie in Form von Nahrungsergänzungen eingesetzt. Bei den Algen Spirulina und Afa handelt es sich übrigens nicht um echte Algen, sondern um sogenannte Cyanobakterien. Auch in diesen finden sich wichtige Aminosäuren, die den täglichen Speiseplan ergänzen können. Alles in allem sind Süßwasseralgen jedoch weniger wegen der enthaltenen Makronährstoffe interessant, sondern wegen der enthaltenen Sekundärstoffe, die verschiedene positive Effekte auf die Gesundheit ausüben können. So soll Spirulina beispielsweise antivirale und antiallergische Wirkungen entfalten.
Mein Favorit: Seegrassalat
Da es bei Nahrungsmitteln aber nicht nur um die Gesundheit geht, sondern auch um Geschmack und Genuss, möchte ich euch gerne meinen persönlichen Favoriten nennen. Das ist ganz klar Seegrassalat. Diese leuchtend grüne Meeresalge hat einen knackigen Biss und einen angenehmen, frischen Geschmack, der an Rohkostsalate aus Wurzelgemüsen erinnert und deshalb auch für unseren westlichen Gaumen einen leichten Einstieg in die Welt der Algen verheißt. In Japan heißt sie Goma Wakame und ist inzwischen auch hier bei uns recht leicht zu bekommen. Meine Empfehlung, traut euch ran an die Algen.
Alles Liebe und bleibt sportgesund!
Euer Apotheker Andreas Binninger