Du willst langsamer altern?
#Langsamer #altern , wer möchte das nicht.
Ein Artikel der Welt Anfang August, beschäftigte sich mit dem Thema Altern. Der Autor erwähnte eine Studie, die mit gleichwohl beeindruckenden wie auch erschreckenden Zahlen aufwartete. Über 1000 Menschen der Stadt Dunedin in Neuseeland, wurden von ihrer Geburt 1972/1973 an, bis zu ihrem 38. Lebensjahr regelmäßig untersucht. Das biologische Alter der auf dem Papier 38-Jährigen, schwankte von 28 bis 61! Bemessen wurde das biologische Alter anhand von 18 verschiedenen Biomarkern, wie z.B. Blutwerten. Ferner wurden u.a. die körperliche Fitness sowie geistige Fähigkeiten bewertet. Bereits bei jungen gesunden Menschen, veränderten sich die Biomarker altersabhängig unerwartet deutlich. Ergebnisse, die ich unbesehen glaube. Denn in meinem Apothekenalltag, mache ich nur allzuoft die gleichen Beobachtungen.
Von den Tieren lernen
Es ist eigentlich eine traurige Geschichte, die mir gezeigt hat, wie sehr ein Lebensstil Einfluss auf das Altern von Lebewesen im Allgemeinen haben kann.
Wir hatten zwölf Jahre lang zwei Cavalier King Charles Spaniel. Sie sind mit unseren Kindern aufgewachsen, haben uns auf fast jede Reise begleitet, hatten das gleiche Futter, eigentlich war alles in ihrem Leben identisch, bis auf ihr Verhalten. Das Weibchen, sie wurde letzten Monat stolze 13 Jahre alt, ist immer die Ruhe selbst. Sie interessiert sich für kein Feuerwerk, kein Martinshorn, keinen Schuss, kein Gewitter oder sonst irgendwelche Geräusche. Bei ihr geht alles gemächlich und entspannt zu. Das Männchen war Zeit seines Lebens ein ängstliches und unruhiges Tier. Der Hund war so hektisch, dass ich immer gesagt habe, irgendwann fällt er mal vor Aufregung mit einem Herzinfarkt um.
Ganz so war es zwar nicht. Aber kurz vor unserem diesjährigen Sommerurlaub, hatte er plötzlich Wasser in der Lunge, eine Herzklappe war etwas eingerissen. Die Chancen standen schlecht. Den Urlaub, trotzdem einer unserer schönsten Familienurlaube überhaupt, haben wir noch alle gemeinsam verbracht. Danach mussten wir das kleine Kerlchen im Alter von zwölf Jahren ziehen lassen. Die alte Hundedame aber, ist noch immer fit und schlägt sich inzwischen mit einem neuen Mitbewohner herum. Ende September, darf sie sogar unsere Hauptstadt kennen lernen. Dann geht´s nämlich mit zum Berlin-Marathon. Sie ist deutlich langsamer gealtert, als ihr Weggefährte.
Das Geheimnis der Telomere
Was macht nun den Unterschied beim Altern aus? Auf der Suche nach dem Geheimnis des Alterns, wird in den vergangenen Jahren verstärkt Telomerforschung betrieben. Als Telomere bezeichnet man die Enden von Chromosomen, die Träger unserer Erbanlagen. Die Telomere sind für deren Stabilität verantwortlich und verkürzen sich bei jeder Zellteilung. Sobald eine kritische Länge unterschritten wird, führt dies unweigerlich zum Zelltod. Ein körpereigenes Enzym, die Telomerase, kann die Telomere wieder verlängern und damit diesen Zellalterungsprozess ausbremsen. Wie gut die Reparatur durch dieses Enzym funktioniert, hängt maßgeblich auch von den Lebensumständen ab, wie einige neuere Forschungen nahe legen. Unterschiedliches Altern, hängt also unter anderem auch mit der Regeneration der Telomere zusammen.
Was kann man tun
Stress und ungesunde Lebensweise, erhöhen die Teilungsrate zahlreicher Zellen in unserem Körper und damit auch die telomerabhängige Alterung. Also immer gesund und ohne Stress zu leben, wäre natürlich ideal. Aber wer schafft das schon. Trotzdem lässt sich was machen. Denn während man zu Beginn der Telomerforschung bezweifelte, dass man Telomere aktiv wieder verlängern kann, deuten aktuellere Forschungsergebnisse darauf hin, dass regelmäßiger Sport durchaus einen regenerativen Einfluss auf die Telomerlänge hat. Nun ist es zwar nicht neu, dass man Sport für die Gesundheit predigt, aber vielleicht gibt dieser wissenschaftliche Erklärungsansatz dem einen oder anderen jetzt doch zu denken, der sich bisher nicht für Sport begeistern konnte. Mal ganz abgesehen davon, dass Sport einfach Spaß macht, kommunikativ ist und das menschliche Miteinander fördert, was für sich allein genommen schon gesundheitsfördernd ist.
Einfluss der Ernährung noch ungewiss
Vieles im Zusammenhang mit den Telomeren, ist noch ungewiss. So auch der Einfluss „gesunder“ Ernährung. Den Vitaminen, konnte man bisher keinen Einfluss auf die Telomerlänge nachweisen. Doch unbestreitbar spielen sekundäre Pflanzenstoffe, denen ich mich im Rahmen meiner Arbeiten besonders widme, im Zusammenhang mit unserer Gesundheit eine große Rolle. Viele Mechanismen kennen wir zwar nach wie vor nicht. Doch habe ich keine Zweifel, dass diese immens große Gruppe an Naturstoffen einen positiven Einfluss auf die Regeneration unserer Telomere hat. Immerhin wissen wir bereits vom Epigallocatechin-(3)-gallat aus grünem Tee, das dieses Tumorsupressorgene wieder anschalten kann und können so den Schutz von grünem Tee vor Krebs erklären. Eines Tages werden wir vielleicht auch herausfinden, welche Stoffe die Telomerase anregen.
Mein Fazit
Die Telomerforschung bietet spannende Einblicke und neue Erklärungsansätze. Unser Alterungsprozess ist uns nicht komplett in die Wiege gelegt. Mit unserer Lebensweise, gestalten wir ihn erheblich mit. Wir können oft viele Stressfaktoren nicht vermeiden. Aber wir können einen Ausgleich schaffen und so die Reparatur unserer Telomere günstig beeinflussen. Ernährt Euch gesünder mit viel Gemüse und Obst für die sekundären Pflanzenstoffe, entspannt Euch öfter zwischendurch und treibt regelmäßig Sport. Eure Telomere werden es Euch danken.
Zeit zum Umkehren.
Alles Liebe und bleibt gesund
Euer Andreas Binninger