Green Smoothies? Nein, danke.
Ich liebe Gemüse und Salate. Mehr als Obst. Eine schmackhafte, würzige Gemüsepfanne, vielleicht ein Gläschen Rotwein dazu, einfach herrlich. 🙂
Gesunde Ernährung ist extrem wichtig. Daher begrüße ich es sehr, wenn Menschen sich dafür interessieren und versuchen, ihre Ernährung zu verbessern. Versteht es deshalb bitte nicht falsch, wenn ich jetzt sage, Green Smoothies sind für mich Fast Food gegen das schlechte Gewissen. Sie sind Ausdruck unserer schnelllebigen Zeit. Wenn schon gesund, dann muss es aber bitte rasch gehen. Sich Zeit für´s Essen oder Kochen nehmen, gesund und genussvoll speisen, das ist bei vielen Fehlanzeige. Ein Green Smoothie ist nichts grundsätzlich Schlechtes. Man kann ihn ruhig mal trinken. Doch nicht jedes Smoothie-Rezept ist bekömmlich. Und er ist keine optimale Ernährung, wie ich finde. Aus verschiedenen Gründen.
Der Mensch hat ein Gebiss. Mit Mahlzähnen. Die hat er nicht ohne Grund. Denn er ist eigentlich dafür geschaffen, seine Nahrung in ganzen Stücken zu sich zu nehmen und im Mund gründlich vor dem Herunterschlucken zu zerkleinern. Dieser Kauprozess ist wichtig. Nicht nur für das Zerkleinern. Er fördert die Speichelbildung. Speichel enthält Amylasen, die nur bei ausgiebigem Kauen den Verdauungsprozess durch Abbau von komplexen Kohlenhydraten bereits im Mund einleiten. Denn im sauren Magen werden sie wieder deaktiviert. Darüber hinaus hat Speichel leicht antibakterielle Wirkungen, was insbesondere beim Verzehr von Rohkost, die trotz gründlichen Waschens noch mit Bakterien belastet sein kann, wichtig ist. Auch wenn später die Salzsäure im Magen noch antibakteriell tätig wird.
Das Kauen fördert ferner die Bildung von Magensaft, der für den nachfolgenden Verdauungsprozess wichtig ist, schon bevor die Nahrung den Magen erreicht hat. Während des Kauens nehmen wir nämlich intensiv den Geschmack und Geruch des Essens wahr. Sofern das Essen denn auch lecker ist, aktiviert das unseren Vagusnerv, der unseren Magen hierzu beauftragt.
Jeder weiß, dass Muskeln und Knochen, die nicht regelmäßig beansprucht werden, nachlassen. Wer nur noch auf softe Nahrungsmittel setzt, schwächt damit seinen Kauapparat. Im Extremfall können sogar lockere Zähne die Folge sein.
Einige Gemüsesorten sind für uns sehr schwer verdaulich. Deswegen kocht man sie ja eigentlich auch. Grünkohl zum Beispiel. Ich habe heute tatsächlich ein Green-Smoothie-Rezept mit Grünkohl gesehen. Wie kann man auf so eine Idee kommen, wenn man weiß, dass man Grünkohl eigentlich erst lange kochen muss, bevor wir ihn essen können. Durch das Pürieren im Mixer, stellen wir einen dünnflüssigen Brei her, der nur eine relativ kurze Magenverweildauer hat, im Vergleich zu einer komplexen Mahlzeit. Die Einwirkzeit von und Durchmengung mit Magensäften, wird hierdurch vermindert. Schwer verdauliche Gemüsebestandteile gelangen so in großer Menge, innerhalb kurzer Zeit und weniger vorverdaut in den Darmtrakt. Die Folge können unangenehme und schmerzhafte Blähungen sein.
Einige wertvolle Stoffe in Gemüsen und Salaten, sind fettlöslich. Nur mit Zusatz von Öl werden diese vernünftig aufgenommen. Bei vielen Smoothie-Rezepten, die ich im Internet gefunden habe, habe ich das leider vermisst. Eine weitere klassische Salatzutat, der Essig, hat wie die Magensäure auch, antibakterielle Eigenschaften. Seine Säure verringert die Keimbelastung von Rohkostgerichten und bricht darüber hinaus komplexe Strukturen auf, wodurch die Speisen bekömmlicher werden.
Mein Fazit:
Wenn Ihr einen Green Smoothie machen möchtet, macht Euch kundig, welche Zutaten sich wirklich eignen und gut verträglich sind. Bitte nicht wahllos alles in den Mixer schmeißen oder jedes Rezept aus dem Internet probieren.
Eine viel bekömmlichere Alternative zum Smoothie, ist das Entsaften. Im Saft sind alle wertvollen, wasserlöslichen Stoffe enthalten, die meisten schwer verdaulichen Bestandteile, bleiben jedoch draußen. Freilich lässt sich nicht alles, was ein Mixer zerkleinert, entsaften. Aber diese Sachen gehören für mich eh auf den Teller.
Ich jedenfalls, werde mir heute Abend lieber wieder eine Gemüsepfanne machen, mit reichlich gesundem Öl, frischen Kräutern und Gewürzen, und ich werde jede Gabel voller spannender und vielfältiger Aromen ausgiebig kauen und genießen.
Alles Liebe und bleibt sportgesund!
Euer
Andreas Binninger