Was Du gegen den Winterblues tun kannst
Also ganz ehrlich, dieses nasskalte, graue Wetter zur Zeit, ist doch grausam, oder? Ich würde jetzt lieber mit Flipflops laufen und Zeit in der warmen Sonne verbringen. Wenn wenigstens etwas Schnee läge. Denn eines muss man dem Schnee lassen, er bringt Helligkeit in das Dunkel des Winters. So habe ich nach Feierabend schon manch wunderbare Laufrunde durch den Schnee gemacht, wenn er denn hier bei uns im Rheinland mal lag. Und das ging dann sogar ganz ohne Lampe.
Aber bei der derzeitigen Wetterlage, kann man ja fast nur schlechte Stimmung bekommen. Für manche Menschen bewirkt dieses Wetter sogar das Abrutschen in einen Winterblues. Damit bezeichnet man eine Form der leichten Depression oder depressiven Verstimmung, die in der dunklen Jahreshälfte auftritt.
Die Sonne fehlt
Die Ursache hierfür ist der Lichtmangel, der sich auf unseren Hormonhaushalt auswirkt. Bei Dunkelheit wird das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet, das uns müde macht. Sonnenlicht hingegen fördert die Bildung von
Vitamin D. Dieses ist nicht nur ein wichtiger Eckpfeiler unseres Immunsystems gegen Erkältungen im Winter, sondern spielt nach neueren Erkenntnissen wohl auch eine Rolle bei der Bildung von Serotonin im Gehirn. Serotonin hebt die Stimmung und wird deshalb auch gerne als körpereigenes Glückshormon bezeichnet. Darüber hinaus löst Sonnen- bzw. Tageslicht, das auf die Netzhaut triftt, weitere Veränderungen im Gehirn auf Zellebene aus, die zu einem höheren Serotoninspiegel führen.
Winterblues vorbeugen
Damit es gar nicht erst so weit kommt, lohnt es sich auf jeden Fall frühzeitig über vorbeugende Maßnahmen nachzudenken. Wer nicht ohnehin schon ganzjährig Vitamin D zu sich nimmt, sollte spätestens im Herbst, wenn die Tage deutlich kürzer werden, anfangen regelmäßig hoch dosiertes Vitamin D einzunehmen. Aber auch jetzt ist es noch nicht zu spät, damit zu beginnen. Es wird noch eine Weile dauern, bis die Tage wieder deutlich länger und heller werden und mit den Grippe- und Erkältungswellen geht es jetzt im Januar erst richtig los.
Kunstlicht für die Stimmung
Am Arbeitsplatz und zuhause helfen Tageslichtlampen sehr gut die Stimmung zu verbessern. Sie verhindern die Ausschüttung des Schlafhormons und können den Serotoninspiegel anheben. Achtet beim Lampenkauf auf die Lichtfarbe. Sie wird in der Regel auf den Verpackungen ausgewiesen. Es werden auch spezielle Lampen für den therapeutischen Einsatz angeboten. Mit diesen werden täglich regelrechte Lichtbäder vorgenommen. Ihre Leuchtstärke sollte bei etwa 2.500 bis 10.000 Lux liegen. Je stärker das Licht, umso kürzer ist die Behandlungsdauer.
Auch wenn´s schwerfällt, raus mit euch
Selbst wenn das Wetter auch noch so mies und die Stimmung im Keller ist, sollte man sich regelmäßig aufraffen und draußen Sport betreiben oder Spaziergänge unternehmen. Frische Luft und Bewegung regen den Kreislauf an und machen wach. Und sogar wenn der Himmel verhangen ist, scheint draußen tagsüber immer noch mehr Licht, als in der Wohnung bei Kerzenlicht und unseren typischen, wohnlichen Lampen, mit eher gedämpften und warmen, gemütlichen Lichtfarben.
Natur hilft
Wenn alles Vorbeugen nicht reicht und sich trotzdem erste Symptome einer leichten Depression zeigen, können hoch dosierte Johanniskrautpräparate aus der Apotheke helfen. Wissen sollte man hierzu, dass die optimale Wirkung des Johanniskrautes erst nach etwa ein bis zwei Wochen einsetzt. Darüber hinaus verträgt es sich mit einigen Medikamenten nicht und sollte im Zweifel nur nach Rücksprache mit einem Apotheker oder Arzt eingenommen werden.
Wann ihr zum Arzt solltet
In einigen Fällen kann der Winterblues so schwer ausfallen, dass den betroffenen Menschen die Teilnahme am normalen Leben unmöglich wird. Rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen, kann in diesen Fällen Leben Retten. Denn wie bei der klassischen Depression, vermag auch die Winterdepression den Wunsch nach Selbstmord zu fördern. Deshalb bitte die Symptome nicht auf die leichte Schulter nehmen. Nur in wirklich leichten Fällen kann eine Eigenbehandlung erfolgen. Da manche Patienten die Schwere ihrer Erkrankung selbst gar nicht wahrnehmen, ist hier ist das Umfeld gefragt. Freunde und Familie sollten sich nicht scheuen, den erkrankten Menschen anzusprechen und ihn zum Arztbesuch zu bewegen. Es handelt sich um eine schwerwiegende Erkrankung, die nicht selten Schamgefühle bei den Betroffenen auslöst, weil sie zu Unrecht mit Schwäche und Versagen in Verbindung gebracht wird.
Alles Liebe und bleibt sportgesund!
Euer Apotheker Andreas Binninger
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