Aroniabeeren – Wie gesund sind sie wirklich?
Aroniabeeren werden gerne als Superfood bezeichnet. Ein Marketingbegriff, mit dem sich gut und teuer verkaufen lässt. Sie sind gesund, dass will ich nicht leugnen. Aber Superfood trifft es nicht. Aroniabeeren haben eine interessante und gesundheitsfördernde Zusammensetzung, doch sie liefern nicht alle Mikronährstoffe, die für den Menschen wichtig sind. Wenn man überhaupt ein natürliches Lebensmittel als Superfood bezeichnen wollte, sollte es aber genau das tun, meiner Meinung nach.
Ferner wird gerne versucht, mit dem Begriff Superfood unterschwellig Lebensmittel als Allheilmittel zur Vorbeugung (oder Behandlung) von Krankheiten darzustellen. Ein einzelnes Lebensmittel kann das nicht. Es ist die Gesamtheit der Ernährung und Lebensführung, die darüber entscheidet, wie gesund wir sind und bleiben. Doch schauen wir uns die Frucht zunächst etwas genauer an:
Herkunft der Aroniabeere
Die Aroniabeere, auch Apfelbeere genannt, stammt ursprünglich aus Nordamerika. Dort ist sie auf dem östlichen Teil des Kontinents aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit weit verbreitet. Sie wächst in Wäldern, Feuchtgebieten und auf kargen, trockenen Böden. Angebaut wird sie u.a. in den USA, Kanada, Russland und seit den 90er Jahren auch in Ostdeutschland.
Ein Rosengewächs
Botanisch zählt man die Aroniabeere zu den Rosengewächsen. Zu dieser Pflanzenfamilie gehören auch die Hagebutte und die Vogelbeere. Im direkten Vergleich mit anderen Früchten, fällt die Apfelbeere eher mäßig aus. Denn Hagebutten und Vogelbeeren enthalten deutlich mehr Vitamin C, als Aronia. Und die heimischen Holunderbeeren haben einen ähnlich hohen Gehalt an dunklen Farbstoffen, den sogenannten Anthocyanen. Diese gelten aufgrund ihrer antioxidativen Eigenschaften (Schutz vor freien Radikalen) als gesundheitsfördernd.
Auch bei den Spurenelementen Eisen und Jod sowie verschiedenen Vitaminen, schneiden andere Obst- und Gemüsesorten besser ab.
Hoher OPC-Gehalt
Was die Aroniabeeren vor allem auszeichnet, ist ihr sehr hoher Gehalt an OPC´s, den oligomeren Proanthocyanidinen. Dabei handelt es sich um eine weitere Gruppe sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, die besonders stark antioxidativ wirkt. Es sind die farblosen Vorstufen der Anthocyane.
Die Substanzen können Vitamin C regenerieren, weshalb sie als Co-Partner bzw. Verstärker der Vitamin C-Wirkung betrachtet werden. Sie wirken darüber hinaus deutlich stärker antioxidativ, als Vitamin C.
Allerdings, auch diese Stoffgruppe finden wir noch in zahlreichen weiteren Lebensmitteln, wie z.B. Preiselbeeren, Heidelbeeren, Hagebutten, Knoblauch sowie den Schalen von Äpfeln, in Traubenkernen und den roten Häutchen der Erdnüsse. So außergewöhnlich ist Aronia also nicht.
Warum brauchen wir Antioxidantien
Wir wissen inzwischen, dass verschiedene gesundheitliche Beschwerden in Verbindung mit einer erhöhten Bildung von freien Radikalen im Körper einhergehen oder von diesen möglicherweise sogar ursächlich ausgelöst werden. Es ist auch bekannt, dass neben den antioxidativen Vitaminen die antioxidativen sekundären Pflanzeninhaltsstoffe helfen, die freien Radikale im Körper zu entsorgen. Sie unterstützen die körpereigenen Schutzmechanismen, die limitiert sind und an ihre Grenzen stoßen, wenn wir starken körperlichen Belastungen, Stress oder Umweltgiften ausgesetzt sind, oder wenn wir erkrankt sind.
Fazit
Viele Menschen essen zu wenig Obst und Gemüse und nehmen deshalb recht wenig natürliche Antioxidantien zu sich. Aroniabeeren liefern hier einen guten Beitrag zur täglichen Ernährung. Als Superfood sehe ich sie jedoch nicht. Und schon gar nicht als medizinisches Wundermittel.
Vielmehr ist und bleibt die Ernährungsvielfalt der Schlüssel zu mehr Gesundheit. Das, was der Aroniabeere an Mikronährstoffen fehlt, muss aus anderen Lebensmitteln kommen. Eine Mischung aus verschiedenen Obst- und Gemüsesorten bringt deutlich mehr gesundheitlichen Nutzen, als der Verzehr eines einzelnen „Super“-Foods.
Mein Tipp:
Wer frische Beeren probieren möchte, im Spätsommer kann man die Aronias aus Sachsen beziehen. Ansonsten gibt es u.a. Säfte, Extrakte, Trockenfrüchte sowie Früchtetees für den regelmäßigen Verzehr. Probiert´s einfach mal aus.
Alles Liebe und bleibt sportgesund!
Euer Apotheker Andreas Binninger